Florenz, die Stadt der Renaissance, erwachte dieses Jahr erneut zum Leben mit dem leidenschaftlichen Spektakel des Calcio Storico. Doch dieses Jahr war alles etwas anders. Aufgrund der Kommunal- und Europawahlen mussten die traditionellen Spieltermine verschoben werden. Statt am gewohnten Johannistag, dem 24. Juni, fand das Finale dieses Jahr am 15. Juni statt. Trotz der Verschiebung kochten die Emotionen hoch, und die Spiele erwiesen sich als denkwürdig wie eh und je.

Halbfinale: Azzurri vs. Verdi
Im ersten Halbfinale trafen die Azzurri von Santa Croce auf die Verdi von San Giovanni. Die Azzurri dominierten das Spiel von Anfang an und siegten souverän mit 14:5. Trotz des deutlichen Ergebnisses war die Partie geprägt von hartem Kampfgeist auf beiden Seiten. Die Azzurri gingen früh in Führung, und die Verdi bemühten sich tapfer, den Rückstand aufzuholen. Doch Verletzungen bei der „Gastmannschaft“ verschafften den Azzurri eine numerische Überlegenheit, die sie eiskalt ausnutzten.

Es war ein überwiegend faires Spiel, ohne größere Scharmützel oder Handgreiflichkeiten. Lediglich ein Ausschluss auf Seiten der Azzurri fiel ins Gewicht. Die Atmosphäre auf der Piazza Santa Croce war elektrisierend, angeheizt von 7.000 Fans und den prägnanten Botschaftern Gabriele Ceccherelli (Zena) und Gianluca Lapi, die die Farben der Azzurri und Verdi stolz repräsentierten.

Halbfinale: Rossi vs. Bianchi
Im zweiten Halbfinale trafen die Rossi von Santa Maria Novella auf die Bianchi von Santo Spirito. Die Rossi setzten sich klar und deutlich mit 8,5:1 durch und zeigten, warum sie als Titelverteidiger angetreten waren. Anfangs war das Spiel von Taktik geprägt, doch bald schlugen die Emotionen hoch und es kam zu heftigen Schlägereien. Drei Spieler der Bianchi und zwei der Rossi wurden vom Platz gestellt. Trotz des Tumults blieb das Spiel spannend und die Rossi bewiesen ihre Dominanz.
Auch hier war die Atmosphäre auf den Tribünen grandios. Trotz eines parallel stattfindenden Heimspiels der Fiorentina gegen Atalanta, strömten die Fans in Scharen herbei, um das Spektakel zu erleben. Die Zeremonie und Prozession, angeführt vom Gonfalon, verliehen dem Ereignis einen zusätzlichen Hauch von historischer Bedeutung.

Das große Finale: Rossi vs. Azzurri
Das Finale auf der Piazza Santa Croce war ein episches Duell, das keinen der 5.000 Zuschauer auf ihren Plätzen hielt. Die Azzurri führten das gesamte Spiel über und lagen bis kurz vor Schluss noch mit 7:3 in Führung. Doch die Rossi bewiesen einmal mehr, warum sie die Titelverteidiger sind. In den letzten zehn Minuten der regulären Spielzeit gelang ihnen ein eindrucksvolles Comeback, unterstützt durch drei Platzverweise auf Seiten der Azzurri.
Nach regulären 50 Minuten stand es 7:7 und die Entscheidung fiel erst drei Minuten in der Verlängerung. Die Rossi erzielten den entscheidenden Treffer und gewannen mit 8:7, ein Triumph für die Mannschaft von Santa Maria Novella. Dieser Sieg markierte ihren zweiten Titel in Folge im historischen Florentiner Fußball.

Bedeutende Persönlichkeiten und Zuschauer
Das Finale wurde von prominenten Gästen wie dem ehemaligen Fiorentina-Spieler Franck Ribery und dem Wasserballtrainer Luca Minetti ausgetragen. Unter den Zuschauern befanden sich auch der Gouverneur der Toskana, Eugenio Giani, sowie Florenz‘ Bürgermeister Dario Nardella und der nationale Koordinator der Fratelli d’Italia, Giovanni Donzelli. Auch internationale Journalisten waren zahlreich vertreten, was die globale Aufmerksamkeit auf dieses einzigartige Ereignis unterstreicht.

Die Farben und ihre Bedeutung
Der Calcio Storico ist mehr als nur ein Spiel; es ist ein Symbol für die vier historischen Stadtteile von Florenz, die jeweils durch eine Farbe repräsentiert werden:
• Azzurri (Blau): Santa Croce
• Rossi (Rot): Santa Maria Novella
• Bianchi (Weiß): Santo Spirito
• Verdi (Grün): San Giovanni
Jede Farbe steht für die Zugehörigkeit und den Stolz der Bewohner ihres Viertels und bringt die reiche Geschichte und Tradition der Stadt zum Ausdruck.

Der Calcio Storico 2024 war ein emotional aufgeladenes und spannendes Turnier, das die Herzen der Florentiner und ihrer Gäste höher schlagen ließ. Trotz der veränderten Spieltermine bewährte sich der historische Wettkampf als ein Höhepunkt des florentinischen Kalenders. Die Rossi von Santa Maria Novella feierten ihren erneuten Triumph, doch der wahre Sieger war einmal mehr die stolze und leidenschaftliche Gemeinschaft von Florenz.